Seit einigen Tagen werde ich mit Negativ-Schlagzeilen sowie Hasskommentaren konfrontiert, weil ich – angeblich – die Stadt Miesbach keinen Olympia-Empfang ausrichten lasse. In Zeitungen und im Internet heißt es u. a.: „Kein Empfang für Olympionikin – Eiskanal-Königin zeigt Miesbach die kalte Schulter“ (Miesbacher Merkur, 20.04.2018) oder „Knatsch mit der Stadt“ (Münchner Merkur, 24.04.2018). In Kommentaren werde ich u. a. als „arrogant“ und „überheblich“ beschimpft. Aufgrund der Presseveröffentlichungen sowie des Shitstorms sehe ich mich gezwungen, den Sachverhalt richtigzustellen.

 

Stellungnahme:

Als Sportlerin empfinde ich es als große Ehre, wenn Städte und Gemeinden ihre „Aushängeschilder“ nach Großereignissen empfangen, feiern und ihre Erfolge würdigen – ich sehe es als etwas Besonderes und keinesfalls als Verpflichtung für die Gemeinde. In der Vergangenheit habe ich mich sehr über die Wertschätzung der Stadt Miesbach gefreut – über die Empfänge und Ehrungen sowie die Ernennung zur Ehrenbürgerin. Wer mich kennt, weiß, dass ich mich darüber freue, aber auf große Empfänge keinen Wert lege.

Als „Dank“, aber viel mehr als Selbstverständlichkeit, habe in den vergangen Jahren versucht, Miesbach möglichst positiv in die Welt zu tragen, mich in verschiedenen Vereinen und bei Aktionen für den wohltätigen Zweck engagiert.

Nach meiner Rückkehr aus Korea habe ich selbst mit viel Zeitaufwand an der Vorbereitung von „Glückwunschplakaten“ an den Orteingängen mitgewirkt, ebenso an der Planung eines Empfangs durch den SV Miesbach und die Stadt Miesbach. Alles im Auftrag und im Beisein von Stadtverwaltung und Stadträten. Dabei kam es allerdings scheinbar zu einigen sehr unerfreulichen „Missverständnissen“ zwischen den Verantwortlichen der Stadt Miesbach und in der Folge zu einer massiven Verärgerung auf meiner Seite. Es entstand bei mir nach und nach der Eindruck, dass die Stadt es als Verpflichtung sieht, mich zu ehren und dies nicht aus eigenem Antrieb und Freude geschieht. Das wiederum ist absolut nicht in meinem Interesse!

Scheinbar wurde dies auch durch Frau Bürgermeisterin Ingrid Pongratz der regionalen Presse gegenüber sehr einseitig und teilweise falsch dargestellt. So kam es zu dem Artikel  im Miesbacher Merkur („Kein Empfang für Olympionikin – Eiskanal-Königin zeigt Miesbach die kalte Schulter“, 20.04.2018) und einem entsprechenden Shitstorm in den sozialen Medien.

Ich selbst habe absolut kein Interesse, über ein ursprüngliches so positives Thema zu streiten bzw. mich zu rechtfertigen. Und schon gleich gar nicht, so etwas über die Presse auszutragen.

Ich wünschte mir von Frau Pongratz im Interesse aller, den Sachverhalt richtigzustellen. Sie teilte mir mit, dass sie das nicht tun wird.

Durch ihre Äußerung zum Thema „Shitstorm auf Facebook“, dass sie davon nichts mitbekommen habe, weil sie nicht angemeldet ist und sich auch nicht anmelden wird, vermittelt sie ganz klar den Eindruck, sich nicht einmal dafür zu interessieren, wenn ihre Bürger aufgrund ihrer Darstellungen beschimpft werden. Aus diesem Grund sehe ich mich nun gezwungen, selbst mit Details an die Öffentlichkeit zu gehen.

 

1) Plakate bzw. Flaggen:

Bei meiner Rückkehr von den Olympischen Spielen aus Vancouver und Sochi wurde ich an den Ortseingängen mit tollen Willkommensplakaten begrüßt. Ich bin nicht davon ausgegangen, dass das auch dieses Mal so sein wird, hätte mich aber darüber gefreut.

Zwei Wochen nach meinen Erfolgen und eine Woche nach meiner Rückkehr aus Korea hatten die führenden Mitarbeiter der Stadtverwaltung wohl die Idee, auch dieses Mal Plakate für die Ortseingänge zu erstellen.

Deswegen bat mich Gerhard Führer (Geschäftsleiter) um ein Foto von mir mit meinen beiden Goldmedaillen. Da ich ein solches Motiv nicht hatte, habe ich mit mehreren Stunden Aufwand ein professionelles Foto machen lassen und der Stadt zur Verfügung gestellt.

Letztlich erhielten wir einen Anruf von Frau Isabella Krobisch (Waitzinger Keller), dass dieses Foto jetzt doch nicht mehr benötigt werde – für Flaggen am Marktplatz werde jetzt ein Jubelfoto im Hochformat gewünscht. Für ein solches Motiv hätte ich nochmals ein zeitaufwendiges Fotoshooting durchführen müssen, da ich das gewünschte Foto nicht hatte. Als Grund nannte Frau Krobisch nun plötzlich, dass die Ortseingänge zu sehr „verschandelt“ seien. Wie ich mittlerweile herausgefunden habe, waren die Tafeln jedoch vom Trachtenverein (!) an das Gewerbe vermietet, standen der Stadt also gar nicht zur Verfügung.

Dass ich, nachdem ich bereits ein Fotoshooting extra für die Stadt gemacht habe, auf einmal wie selbstverständlich ein ganz anderes Foto liefern sollte, finde ich noch heute eigenartig. Bei Fotoagenturen sind ruckzuck für einen geringen Betrag entsprechende Fotos zu kaufen.

 

2) Thema Empfang:

Wenn eine Stadt für jemanden einen Empfang ausrichten möchte, sollten Planung und Durchführung auch zum Großteil bei der Stadt liegen und nicht bei der zu Ehrenden und ihrer Familie – richtig? Einige Tage nach meinen Erfolgen informierte Frau Pongratz meinen Vater, dass die Stadt mir, nach meiner Rückkehr und ihrem Urlaub, einen Empfang bereiten möchte. Als ich aus Korea zurückgekommen bin, war noch keinerlei Planung erfolgt. Vorschläge, wie ein Empfang aussehen könnte, gab es von Seiten der Stadt nicht.

Am 05.03.18 kam es dann zu einer etwa vierstündigen Besprechung mit Vertretern der Stadt (zwei Stadträte, darunter der Sportreferent Dr. Claus Fahrer) und Vereinsvertretern. Auch ich war eingeladen. Hierbei entstanden gute Ideen, die durch den Stadtrat und Vereinsvorsitzenden Stefan Griesbeck auch an den Geschäftsleiter des Rathauses weitergeleitet wurden. Mehrere Locations sollten in Augenschein genommen werden. Wichtig hierbei war uns, dass durch eine Multimediashow nochmals Olympiastimmung für die Gäste aufkommen könnte. Einige Tage später der Anruf von Frau Krobisch: Die Stadt wolle mich nun im Restaurant Culinaria empfangen. Ich könne zwischen Buffet und Menü wählen. Keine Rede mehr von den ins Auge gefassten Örtlichkeiten, keine Vorschläge, die geplante Multimediashow zu realisieren und scheinbar keine Kommunikation zwischen der Führung des Rathauses, den Stadträten und dem mit der Durchführung beauftragten Waitzinger Keller. Ist es wirklich an einem Sportler und dessen Familie, zwischen den verschiedenen städtischen Institutionen zu vermitteln?

 

3) Thema „eingeschnappt wegen fehlender Glückwunschplakate“:

Noch Wochen nach meiner Rückkehr habe ich versucht, die Situation zu „retten“. Ich habe mich aktiv sowohl für die Erstellung der Plakate als auch die Organisation des geplanten Empfangs eingebracht, obwohl ich beides eigentlich nicht als meine Aufgabe gesehen habe.
Erst als sich herausgestellt hatte, dass ich bereits das zweite Mal viel Zeit komplett umsonst investiert hatte, ließ auch meine Begeisterung nach. In einer Email erklärte ich Frau Pongratz nochmals ausführlich die Situation. Aufgrund der schlechten Stimmung bat ich sie, auf einen Empfang zu verzichten, weil ich der Meinung bin, dass ein Empfang eine schöne Veranstaltung sein sollte, an die alle Beteiligten gerne zurückdenken und nicht nur stattfinden sollte, um stattzufinden.

4) Zur Rolle von Frau Pongratz, Bürgermeisterin der Stadt Miesbach:

Mir war es wichtig, dass diese Vorfälle aufgeklärt werden – ich wollte wissen, wie das alles passieren konnte, um mit der Situation umgehen zu können. Frau Pongratz entschuldigte sich für die Vorfälle, war aber nicht bereit, mir Hintergründe zu erklären. Stattdessen setzte sie mir eine Frist, bis zu der ich entschieden haben müsse, ob ich noch einen Empfang möchte oder nicht. Ich überlasse es gerne der Meinung jedes einzelnen, ob er denkt, dass dies der passende Stil ist, mit jemandem umzugehen, den man ehren will.
Bis dato hatte ich ein sehr freundschaftliches Verhältnis mit Frau Pongratz. Sie schickte mir Nachrichten mit Fotos aus ihren Urlaub. Auch war für mich selbstverständlich, dass sie es ist, die meinen langjährigen Lebensgefährten und mich traut. Wir hatten einen Termin vereinbart und ich hatte sie ausdrücklich um Diskretion gebeten. Ich frage mich nun, von wem die Informationen, wann die Trauung stattfinden sollte und dass sie jetzt nicht mehr in Miesbach stattfindet, an die Presse gegeben wurde. Ich frage, weil ich es nicht weiß.

Nach dem Erscheinen des ersten Artikels im Miesbacher Merkur am vergangenen Samstag schrieb ich Frau Pongratz per WhatsApp an und wünschte mir, dass sie den Bericht selbst richtigstellt. Dass sie auch dazu nicht bereit ist, konnte ich im Merkur lesen. Sie hat mir nach 1,5 Tagen noch persönlich geantwortet, dass es seitens der Stadt Miesbach keine pressewirksame Stellungnahme mehr geben wird. Ich finde es sehr schade, dass sie diese Möglichkeit ungenutzt gelassen hat. Mit einer kleinen Richtigstellung hätte sie es verhindern können, dass nun all die o. g. Details der Öffentlichkeit bekannt werden. Ich habe absolut keine Lust auf einen öffentlichen Streit und dass ich im Internet sowie in Miesbach angefeindet und beleidigt werde. Aufgrund der Presseveröffentlichungen – mit unwahren Behauptungen – und des Shitstorms im Internet blieb mir jedoch kein anderer Weg.

Nach all den Erklärungen möchte ich nun einen Haken setzen und wieder nach vorne schauen. Falls die Stadt Miesbach es wünscht, werde ich mich auch – wenn die Wunden geheilt sind – gerne wieder für die Belange der Stadt und ihrer Bürger einsetzen. Ich war immer stolz, den Namen Miesbach in die ganze Welt tragen zu dürfen!

Ausdrücklich bedanken möchte ich mich bei all denjenigen, die in diesen schwierigen Stunden zu mir gestanden haben.

Sportliche Grüße!

Natalie Geisenberger